1989 – Was ist jetzt anders ?

Älteren Leuten aus der Vergangenheit zuzuhören, kann manchmal sehr anstrengend und manchmal auch lehrreich sein. Die Geschichte wiederholt sich in größeren Zyklen, und zumeist dann, wenn die Generation, die unselige Zeiten miterleben mussten, fast ausgestorben ist. Da kommt leicht der Verdacht auf, dass solche Zeiten gerade dann wieder aufleben sollen, wenn sie in Vergessenheit geraten zu scheinen …

Der kollektive Kommunismus war dem privaten Kapitalismus immer schon ein Dorn im Auge, und zwar schon im 19. Jahrhundert. Aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts wollten gewisse Kräfte mit ganz perfiden Plänen den Kommunismus nachhaltig ausrotten – es waren anglikane Kräfte, die den 1. und 2. Weltkrieg einfädelten und dafür Andere vorschoben, weil man unerkannt bleiben wollte und schon lange keine Weltmacht mehr war – das Unheil kam aus Großbritannien und breitete sich seit dem weltweit über die USA aus. Alles das kann man in den Geschichtsdokumenten nachvollziehen, aber im Westen wird dieser Teil der Geschichte schon lange verbogen oder verschwiegen – die junge Generation interessiert’s kaum oder ist diesbezüglich völlig unwissend …

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, und diese Strafe besteht darin, dass man einmal für Etwas herhalten muss, was dubiose Kräfte eingefädelt haben und vor dem man nie glauben konnte, dass es solche Hinterhältigkeiten überhaupt geben könnte – Ablenkungen, Geschichtsfälschungen, Lügen, Propaganda usw. zeigten ihre Wirkung. Mittlerweile gehöre ich zu der älteren Generation, die gewisse Ereignisse persönlich noch miterlebt und diesbezügliche Geschichtsfälschungen beobachtet haben, und daher lässt sich die Wahrheit noch nicht derart vertuschen, wie’s gewisse Kräfte seit einigen Jahren gerne hätten. Die wahre Geschichte sollte uns hellhörig machen, was man derzeit wieder mit uns vorhat, denn gewisse Dinge wiederholen sich, wenngleich in anderen Farben:

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Während meines Grundwehrdienstes bei den Nachrichteneinheiten wurde mit klar, dass ich öfter zur Reserve einberufen werden würde, aber dieser  Wehrdienst war für mich absolut kein Zuckerschlecken. Als zukünftiger Ingenieur wollte ich das nicht noch einmal als einfacher Soldat miterleben, und so ich entschied mich, eine Reserveoffiziersausbildung zu machen. Alle Studenten mussten nach dem ersten Studienjahr ohnehin wieder für 6 Wochen zur Armee, und dort machte ich dann auch meine erste Ausbildung. Dann stationierten die USA in der BRD ihre Pershing-Raketen und die UdSSR im Gegenzug die SS-20. Ich hatte nun schon eine junge Familie, aber die Angst vor einem Krieg war allgegenwärtig. Nach meinen Studium kam’s also genau so, wie vermutet: Ich wurde alle zwei Jahre zu längeren Reservediensten bei der Marine einberufen und stieg zum Kapitänleutnant d.R. auf – meine Offiziersuniform hing zu Hause im Kleiderschrank. Die Kampfgruppe meines Betriebes, in dem ich nach meinem Studium als Ingenieur beschäftigt war, benötigte unbedingt einen neuen Kommandeur für ihre Nachrichtenheit und holte mich nach einigen Jahren endlich von der Marine weg – so wurde ich 1988/89 Nachrichten-Kommandeur für unsere betriebliche Kampfgruppeneinheit …

In den letzten Jahren zuvor war die wirtschaftliche und politische Situation in der DDR immer schwieriger geworden und es kam vermehrt zu Ausreisen und Fluchtversuchern in den (scheinbar) „goldenen Westen“ sowie zu Demonstrationen in den Großstädten. In den Betrieben wurden unter Leitung der SED besondere Arbeitsgruppen gebildet, die Vorschläge entwickelten, wie man die wirtschaftliche Situation wieder verbessern kann – aber es war schon zu spät, die DDR-Führung hatte sozusagen den Zug verpasst. Hingegen nahmen die Aktivitäten der Stasi und auch der Polizei zu, die aufgekommenen Unruhen niederzuhalten und gegebenenfalls auch zu zerschlagen. Die Kampfgruppen sollten darin einbezogen werden, was ich in einer Übung im Herbst 1989 erstmals erfahren musste. Zuvor berichtete mir eine alte SED-Genossin von Demonstrationen in Dresden, die sie persönlich miterlebt und dort gesehen hatte, wie die Polizei und Stasi gegen die Leute mit Gewalt vorgegangen war – ich konnte und wollte es damals noch nicht glauben, aber spätere Bilder im Fernsehen hatten’s leider bestätigt …

Im Herbst 1889 rückte unsere gesamte Kampfgruppe zu einer Wochenend-Übung in ein Waldgebiet bei Rostock aus. Solche Übungen unter Führung der Polizei fanden regelmäßig alle 2 Jahre statt, für mich allerdings zum ersten Mal. Im Wald ließ ich meine Nachrichtenleute die Technik so entfalten, wie bei der Armee gelernt – die Antennen hier, die Funker vor Angriffen aus der Luft geschützt weiter davon entfernt; dann wurde der Funkbetrieb geübt. Zugleich übten die einfachen „Genossen Kämpfer“ auf einer Wiese das „Räumen von Straßen und Plätzen“, und das kam mir schon irgendwie merkwürdig vor. Abends wurden die Kommandeure ins Stabszelt der Polizei zur ersten Auswertung geladen und die Polizeiführung erwartete uns dort schon spürbar angetrunken. Im Zelt waren U-formig Tische aufgestellt und darauf standen Flaschen mit diversen (auch alkoholischen) Getränken und Platten mit belegten Broten. Mir schoß sofort durch den Kopf: „Wenn meine Leute von dieser Szenerie wüssten … ?“. Der von bereits leicht betrunkenen Polizeioffizieren flankierte Betriebs-Parteisekretär schwafelte zunächst von einer bedenklichen politischen Situation im Volke herum, was die heute geübte Rolle der Kampfgruppen begründen sollte, und vergatterte uns dann, darauf zu achten, dass die „Genossen Kämpfer“ zum Feierabend kein mitgebrachtes Bier und Schnaps trinken sollten. Diese unvergessliche verlogene Szenerie gab mir einen Stich – ich konnte es einfach nicht glauben, welchen Riss es zwischen der SED-Parteiführung und der Basis und den Nicht-Genossen gab – Wasser predigen und selber Wein saufen …

Ich verabschiedete mich vom offiziellen Teil dieser „Show“ und ließ mich mit meinem Geländewagen zurück zu meiner Truppe bringen. Dort angekommen erzählte ich von meinem Erlebnis und ließ mir einen Kaffee aufbrühen. Meine Leute beruhigten mich, denn das kannten sie schon aus den Vorjahren, aber meine bis dahin heile Welt war zusammengebrochen. Später kam noch einmal ein SED-Parteifunktionär zu uns und wollte, dass wir in der Gruppe die Notwendigkeit des Einsatzes der Kampfgruppe bei Demonstrationen usw. besprechen – die Partei hoffte offensichtlich auf unsere Loyalität. Aber vergeblich – meine Leute haben sich dazu unmissverständlich ausgeschwiegen – sie würden dabei niemals mitmachen. Nur zwei Monate später fiel an einem Wochenende dann die Mauer, während dessen wir gerade auf dem Rostocker Traditionsschiff unser jährliches Abteilungsfest feierten. Und es gab unter den Kollegen einige, die das Fest sofort verließen und zusahen, mit ihrem Trabi über Lübeck in den Westen zu gelangen – das erfuhren wir dann auf der Arbeit ein paar Tage später …

Was in den darauf folgenden Wochen, Monaten und Jahren kam, ist weithin bekannt: Der schon seit Jahren selber fast pleite Westen spielte sich als Sieger über den Sozialismus bzw. Kommunismus auf und plünderte das allgemeine DDR-Volksvermögen. Wir alle mussten völlig von vorne anfangen – Jeder auf seine ganz eigene Weise, und Einige kamen seit dem gar nicht mehr zurecht. Dem Westen war eine solche „Revolution“ und Zäsur bis dato erspart geblieben, aber die Bilder ähneln sich heute wieder. Nach meiner Einschätzung hat auch nicht der Kapitalismus den Sozialismus besiegt, sondern der mit dem Untergang der UdSSR ausgebliebene Handel hatte uns die Rohstoffe und Märkte entzogen. Die damalige BRD hätte ohne die USA auch niemals überleben können, denn an Rohstoffen hatte sie auch nur Braun- und Steinkohle – die DDR Braunkohle und Uran. Wo lag dann der wesentliche Unterschied …?

Die UdSSR damals und Russland heute verfügen über Alles und hatten’s nie so richtig eilig, ihre Ressourcen in Luxusgüter umzuwandeln – das Leben funktioniert ja auch mit geringerem materiellen Wohlstand. Die Deutschen in Ost und West hingegen müssen mit Intelligenz Rohstoffe veredeln, um von dieser Wertschöpfung wirklich leben zu können. Mit andern Worten: Einkauf von Rohstoffen, Verkauf von hochwertigen Industrie- und Konsumgütern – daraus ergibt sich auch der allgemein gute Ruf der deutschen Wirtschaft. Alles Andere, das uns einredet, dass der Kapitalismus dem Sozialismus überlegen ist, sind Lügen, und wie perfide der Kapitalismus tatsächlich ist, zeigt er immer wieder durch die von ihm angezettelten Kriege, durch Sozialabbau, durch die Spaltung und Ausbeutung der Gesellschaft u.a.m. – das wollte der Sozialismus bzw. Kommunismus abschaffen, ist jedoch erst einmal an seinen internationalen Verstrickungen gescheitert.

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Und worum geht’s heute ? Es geht darum, dass das kapitalistische System mit seiner Weltaufteilung unter der Flagge des „Neoliberalismus“ an seine Grenzen gestoßen ist, denn die Welt ist rund und man kann auch anders leben, als es der Westen immer wieder zu propagieren und perfide durchzusetzen versucht. Jetzt versucht man, mit Lügen die Weltgemeinschaft quer zu spalten, was zunächst noch nicht ganz so aufgefallen ist, jedoch immer mehr offensichtlich wird. Das westliche Bildungswesen und deren Medien sollten den Verstand seiner Bürger klein halten, aber deren Gefühl und Lebenserfahrungen stehen im Widerspruch zu den einschlägigen Narrativen. Man kann sich noch eine gewisse Zeit davor verstecken und auch verblöden lassen, aber der nächste „Mauerfall“ wird dann für die heute jüngeren Leute ein sehr bitteres Erwachen hervorrufen, und zwar auf politischer, sozialer, politischer und eventuell auch auch (para-) militärischer Ebene …

Wollen wir das wirklich oder wollen wir angesichts der jüngeren Geschichte vor gut 30 Jahren mit höherer Bewusstheit und ohne Gängelung durch die Hintermänner, die schon den 1. und 2. Weltkrieg eingefädelt haben, unsere Geschicke endlich wieder selber in die Hand nehmen ? Freiheit, wie sie der Westen immer gerne propagiert, bedeutet auch, mutig Selbstverantwortung zu übernehmen und diese nicht über Wahlen an ungeeignete, unwillige, verantwortungslose, vom Großkapital gekaufte und verlogene Politiker abzugeben, die uns dann zunehmen in ein Leid stoßen, von dem wir nicht einmal zu träumen wagen ! In diesem Sinne: Seid kritisch und wachsam – heute mehr denn je … !!!