Der Einstieg

Wenn man andere Leute fragt, was sie lieber als bisher machen möchten, wissen sie zumeist keine Antwort, aber sie wissen genau, was sie lieber nicht machen möchten, wenn sie es doch könnten. Auf die Frage, was sie eigentlich daran hindert, sich selbst auszuleben und zu verwirklichen, finden sie dann auch schnell mehrere Antworten, und die wesentlichste ist der Umstand, Geld verdienen zu müssen, denn alles Andere koste ja mehr Geld als es eigentlich einbringt. Doch ist das wirklich so, vielmehr nicht sogar eine Ausrede, sein bisheriges Leben einmal tiefgründig zu hinterfragen und gegebenenfalls radikal zu ändern … ?

Sich mit sich selber und seinen Lebensumständen zu befassen, ist zunächst weniger eine psychologische oder spirituelle Angelegenheit, aber eine Herausforderung gegenüber der eigenen Bequemlichkeit oder sogar Ignoranz. Die Dinge um uns herum sind nun einfach mal da, man hätte sie gerne verändert, ABER: Zum Einen ist das Meckern darüber einfacher als das dagegen Angehen, das selber Mit-Verändern. Und noch anspruchsvoller ist es, sich darüber Gedanken zu machen, warum eigentlich die Dinge um uns herum so sind, wie sie sind …

Sich auf diese Weise an die eigenen Lebensumstände heranzutasten, die man selber nicht gut, Andere aber ganz in Ordnung finden, ist Gegenstand der Philosophie an sich. Es gibt derer viele, aber allesamt befassen sie sich genau mit dieser Thematik. Und interessant daran ist es, dass sie die Themen unseres individuellen und des gesellschaftlichen Seins interdisziplinär angehen, d.h. es gibt hier eigentlich keine Fachidiotie, nur verschiedene Herangehensweisen, die Welt zu ergründen. Daher spricht man auch davon, dass die Philosophen die Welt um uns herum lediglich verschieden interpretieren, diese Welt aber immer die Gleiche ist. Mit anderen Worten sind die betrachteten Objekte unveränderlich, hingegen die Betrachter als Subjekte nur unterschiedlich aufgestellt …

Ich kenne das Schulsystem seit 1990, d.h. nach der politischen Wende und deutschen Wiedervereinigung, nicht, kann aber aus eigenem Erleben bekunden, dass zuvor die Philosophie immer Gegenstand der höheren Schulbildung war – spätestens in den Abitur-Klassen und grundsätzlich mit mehreren Semestern auch beim Studium. Aus Gesprächen mit jungen Menschen, die nach der o.g. Wende ein Studium aufgenommen haben, ging hervor, dass die Philosophie nicht mehr obligatorisch gelehrt wird, und das ist insofern besonders bedauerlich, weil man die Welt um sich herum in gewissen (insbesondere kritischen) Lebensfragen nicht mehr zu erkennen in der Lage ist. Mit anderen Worten führt philosophisches Unwissen zu Verwirrungen, Spekulationen, letztlich zu Ängsten, anderen niederen Gefühlen und Handlungen. Ist das bildungspolitisch so gewollt und die Welt um uns herum daher so irrational und aggressiv geworden, wie gerade in den letzten Jahren … ?

Über den AYURVEDA („Wissenschaft vom Leben“) bin ich selber zum VEDA („Wissenschaften“) gekommen, hatte mich aber bereits viele Jahre zuvor mit der materialistischen Philosophie befasst – nicht sehr intensiv, aber dennoch hinreichend genug, um damals schon einen bedeutsamen Widerspruch erkennen zu können, nämlich in der Aussage, dass alleine das Sein die Ursache für unser Bewusstsein ist. Damit wird letztlich postuliert, dass bessere (materielle) Lebensumstände (das Sein) zu einem glücklicheren Leben (höheren Bewusstsein) führen würden. Doch ist das wirklich so … ?

Sich also mit solchen Fragen tiefgründiger zu befassen, ist Gegenstand der verschiedenen Philosophien und eines darauf aufbauenden Humanismus. Bezeichnender Weise werden derartige Fragestellungen gerade in solchen Zeiten thematisiert, in denen sich Gesellschaften in sehr widrigen Umständen befinden, d.h. die bisherigen „Wahrheiten“ nicht mehr stimmen, das Atmen und Leben derart erschwert ist, dass es unbedingt zu Veränderungen kommen muss. Auf der einen Seite (der Reichen, Schönen und Machthaber) nimmt die Dekandenz zu, auf der anderen Seite die Armut, Ängste, Wut, Hass, Aggressionen u.a.m. – solche Zeiten sind uns aus der Menschheitsgeschichte gut bekannt und die Gegenwart zeugt wiederum davon, dass die Modelle von einer sogenannten Demokratie und des Liberalismus an ihrem Ende angelangt zu sein scheinen. Was also tun … ?

Wenn ein verändertes Sein das Bewusstsein verändern kann, d.h. andere Lebensumstände wieder zu einem freieren Atmen und Leben, so muss zuvor erst das Wie und Wohin geklärt werden, was wiederum primär eine geistige Angelegenheit ist, d.h. hier wird zunächst ein verändertes Bewusstsein zur Ursache für ein verändertes Sein. Und nun scheint’s für viele Leser schwierig und verwirrend zu werden, aber sich genau Damit auseinanderzusetzen, macht uns zu wirklichen Menschen – ansonsten vegetieren wir weiterhin wie Tiere dahin, d.h. folgen als sogenannte „Schlaf-Schafe“ ihren Schlächtern, was wir eigentlich nicht wirklich wollen …

Es gibt für uns nun zwei Hauptwege, nämlich den einen, seine Geistigkeit wieder zu beanspruchen und sich ernsthaft wieder mit der Philosophie zu befassen, und den anderen, weiterhin zu Schlaf-Schafen zu gehören und sich in der Opferrolle zu suhlen. Und wenn man den ersten Weg beschreitet, gibt es hier wiederum zwei Nebenwege, nämlich den der materialistischen und den der geistig-spirituellen Philosophie. Nach der materialistischen Philosophie bestimmt das Sein das Bewusstsein und nach der geistig-spirituellen bestimmt zunächst das Bewusstsein das Sein. Wer sich mit Letzterer weiter befassen möchte, der findet u.a. hier einen Einstieg, und wer sich mit Ersterer befassen möchte, dem empfehle ich einmal folgende Vorlesung des populären Philosophie-Professors Richard David Precht: