Als die königliche Dynastie unter dem Einfluß der materiellen Erscheinungsweisen der Leidenschaft und Unwissenheit übermäßig stolz und gottlos wurde und die von den brahmanas erlassenen Gesetze nicht mehr beachtete, tötete „Parasurama“ sie. Obwohl ihr Vergehen nicht sehr schwerwiegend war, tötete er sie, um die auf der Welt lastende Bürde zu verringern.
E R L Ä U T E R U N G :
Die ksatriyas, die herrschende Klasse, müssen die Welt im Einklang mit den von den großen brahmanas und heiligen Persönlichkeiten festgelegten Regeln und Richtlinien regieren. Sobald die herrschende Klasse verantwortungslos wird und die religiösen Prinzipien nicht beachtet, wird sie zu einer Last für die Welt. Wie es hier heißt …, wird die herrschende Klasse zu einer Bürde für die Welt, wenn sie unter den Einfluß der niedrigen Erscheinungsweisen der Natur, nämlich Unwissenheit und Leidenschaft, gerät. Sie muß in diesem Fall von höherer Macht vernichtet werden.
Aus der Geschichte der Neuzeit können wir ersehen , daß die monarchische Staatsform in verschiedenen Ländern durch eine Revolution abgeschafft wurde, doch unglücklicherweise sind nach dem Sturz der Monarchien dritt- und viertklassige Männer an die Herrschaft gelangt. Obwohl die Monarchien, die von den Erscheinungsweisen der Leidenschaft und Unwissenheit überwältigt waren, auf der ganzen Welt abgeschafft worden sind, fühlen sich die Bewohner der Welt immer noch unglücklich. Das läßt sich darauf zurückführen, daß an die Stelle der früheren Monarchen, deren Eigenschaften aufgrund des Einflusses von Unwissenheit schlecht waren, Männer aus der Kaufmanns- und Arbeiterklasse getreten sind, die sogar noch schlechtere Eigenschaften haben.
Wenn die Regierung von brahmanas oder gottesbewußten Menschen geführt wird, dann kann das Volk wahrhaft glücklich werden. Aus diesem Grund haben die brahmanas früher einmal die Angehörigen der herrschenden Klasse unter der Führung eines solch kriegerischen brahmana wie „Parasurama“ einundzwanzigmal hintereinander getötet, als diese Klasse unter dem Einfluß von Leidenschaft und Unwissenheit dekadent geworden war.
Wie es im Srimad-Bhagavatam (12.2.13) heißt …, werden die Angehörigen der herrschenden Klasse (rajanya) im Kali-yuga nicht besser als Plünderer (dasyus) sein, denn die dritt- und viertklassigen Menschen werden die Regierungsgewalt für sich allein beanspruchen. Sie werden sich um die religiösen Grundsätze und die brahmanischen Regeln und Richtlinien nicht kümmern, sondern viel mehr versuchen, die Bürger rücksichtslos auszurauben …
An einer anderen Stelle des Srimad-Bhiigavatam (12.1.40) heißt es: Von Leidenschaft (rajas) und Unwissenheit (tamas) beeinflußte, unsaubere Menschen (mlecchas), die die ordnungsgemäße Erfüllung menschlicher Pflichten vernachlässigen und sich als Mitglieder der Regierung ausgeben (rajanya-rupinah), werden die Bürger verschlingen … .
An einer weiteren Stelle im Srimad-Bhagavatam (12.2.7-8 ) heißt es: Die menschliche Gesellschaft teilt sich von Natur aus in vier Klassen …
Wenn dieses System jedoch vernachlässigt wird und die Eigenschaften und Klassen der Gesellschaft nicht mehr berücksichtigt werden, hat das zur Folge, daß das sogenannte Kastensystem, die Einteilung der Gesellschaft in brahmanas, ksatrriyas, vaisyas und sudras, sinnlos ist. Dies führt dazu, daß irgendein dahergelaufenener Mensch, der irgendwie an die Macht kommt, König oder Präsident wird, und in der Folge wird den prajtis, den Bürgern, das Leben dermaßen schwer gemacht, daß sie Haus und Hof verlassen und in den Wald ziehen müssen …, um nicht länger von erbarmungslosen Regierungsbeamten geplagt zu werden, die sich die Praktiken von Plünderern zueigen gemacht haben. Deshalb müssen die prajtis, die Bürger im allgemeinen, bei der Bewegung für Krishna-Bewußtsein, der Hare-Krishna-Bewegung, Schutz suchen, denn sie ist die Klanginkarnation der Höchsten Persönlichkeit Gottes, Krishna. Die Höchste Persönlichkeit Gottes ist nun in Form Seines Heiligen Namens als Inkarnation erschienen. Deshalb können die prajtis, wenn sie Krishna-bewußt werden, eine gute Regierung und eine gute Gesellschaft erwarten sowie ein vollkommenes Leben und Befreiung von der Fessel des materiellen Daseins.
Quelle (der o.a. Text wurde unverändert übernommen):
Srimad-Bhagavatam (in der Fassung von Srila Prabhupada), Neunter Canto, Kapitel 15, Vers 15
Anmerkungen:
Die o.g. vier Klassen (Kasten) ergeben sich NICHT von Geburt aus (die Zugehörigkeit ist also KEIN Geburtsrecht), NICHT aus sozialen bzw. Einkommensschichten und auch NICHT aus irgendwelchem rationalen bzw. intellektuellen Bildungsstand heraus, sondern AUSSCHLIEßLICH aus dem spirituellen Entwicklungsstand des jeweiligen Menschen. Je tiefer bei den einzelnen Menschen noch die Auffassung verwurzelt ist, man könne durch die Beherrschung jeglicher materieller Erscheinungsformen (Dinge, Umstände, Prozesse usw.) das Glück erzwingen und jegliches Leid vermeiden, desto geringer ist noch das spirituelle Bewusstsein entwickelt und je niedriger ist daher auch die Kasten-Zugehörigkeit. Die niedrigste Kaste ist die der sudras und die höchste die der brahmanas:
brahmanas = spirituelle Gelehrte
ksatrriyas = Könige, Fürsten usw. sowie alle Staatsdiener
vaisyas = Bauern und Händler
sudras = (ursprünglich Land-) Arbeiter und Handwerker